====== Agrippa (Philosoph) ====== **Agrippa** ([[Altgriechische Sprache|griechisch]] Ἀγρίππας //Agríppas//; auch //Agrippa der Skeptiker// genannt) war ein [[antike]]r [[Skeptizismus|skeptischer]] [[Philosophie der Antike|Philosoph]]. Er lebte wahrscheinlich im 1. Jahrhundert v. Chr. oder im 1. Jahrhundert n. Chr.((Zur Datierung siehe Françoise Caujolle-Zaslawsky: //Agrippa.// In: Richard Goulet (Hrsg.): //Dictionnaire des philosophes antiques.// Band 1, Paris 1989, S. 71−72, hier: 72.)) ===== Leben und Lehre ===== Von Agrippa ist lediglich bekannt, dass er nach Aenesidemus, einem Zeitgenossen [[Marcus Tullius Cicero|Ciceros]], lebte. Nach [[Diogenes Laertios]] ist er der Autor von fünf [[Tropus (Rhetorik)|Tropen]] der Skepsis.(([[Diogenes Laertius]], //Leben und Meinungen berühmter Philosophen// IX 88.)) Jeder der Tropen ist ein Grund dafür, warum nichts sicher beweisbar und jede Behauptung zweifelhaft ist. Die fünf Tropen werden von [[Sextus Empiricus]] in seinem Hauptwerk //Grundriss der pyrrhonischen Skepsis// im Detail erläutert: - Tropos: //[[Dissens]]//: Philosophen liegen stets im Streit über alle möglichen Behauptungen, es gibt keine Übereinstimmung und keine verlässliche Lehrautorität. - Tropos: //[[Infiniter Regress|Regress ad infinitum]]//: Jeder Satz bedarf einer Begründung, die einer Begründung bedarf, welche wiederum einer Begründung bedarf, die aber einer Begründung bedarf, für welche eine Begründung nötig ist, die aber angezweifelt werden kann, so dass sie einer Begründung bedarf, welche aber ohne eine Begründung nicht auskommt, welche wiederum eine Begründung notwendig macht … - Tropos: //[[Relativität]]//: Unsicherheit aufgrund der Möglichkeit, dass sich der Kontext eines Objekts oder der Standpunkt des Betrachters ändert. - Tropos: //[[Dogma]]tische Setzung//: Der Regress ad infinitum aus Tropos 2 wird irgendwo abgebrochen, indem man einfach von der letzten Begründung behauptet, sie müsse unbezweifelbar wahr sein, auch wenn sie dies nicht ist. - Tropos: //[[Zirkelschluss]]//: Der Regress ad infinitum aus Tropos 2 wird gebogen, indem irgendwo eine Begründung gegeben wird, die aber der Ausgangssatz ist, der zuerst begründet werden sollte. ===== Wirkungsgeschichte ===== Die fünf Tropen des Agrippa sind bis heute philosophisch relevant. Tropen 2, 4 und 5 wurden von [[Hans Albert]] wiederverwandt und bilden als [[Münchhausen-Trilemma]] eine der Grundideen des [[Kritischer Rationalismus|kritischen Rationalismus]]. Tropos 1 ist ein Einwand, der unter anderem gegen die [[Diskurstheorie]], die den Konsens als ethisches Grundprinzip installieren will, vorgebracht wurde. Argumente analog zu Tropos 3 finden sich als Kritik von wissenschaftlichen Experimenten. Versuche, den fünf Tropen wie dem Münchhausen-Trilemma auszuweichen, sind [[Letztbegründung]]en, zum Beispiel durch einen [[Indirekter Beweis|negativen Beweis]], einen [[Performativer Selbstwiderspruch|performativen Selbstwiderspruch]], oder aber auch der [[Hermeneutischer Zirkel|hermeneutische Zirkel]]. Darüber, ob diese Versuche überzeugend sind, gibt es unter Philosophen [[Dissens]] (siehe Tropos 1). ===== Literatur ===== * Françoise Caujolle-Zaslawsky: //Agrippa.// In: Richard Goulet (Hrsg.): //Dictionnaire des philosophes antiques.// Band 1, CNRS, Paris 1989, ISBN 2-222-04042-6, S. 71−72 ===== Quellen ===== * [[https://de.wikipedia.org/wiki/Agrippa_(Philosoph)|Wikipedia: Agrippa (Philosoph)]] {{tag>eristokratie:nokixel:tag:}}