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Korndämon

Korndämonen“ ist ein von Wilhelm Mannhardt eingeführter Sammelbegriff für übernatürliche Wesen, die sich im Kornfeld oder anderen Pflanzungen wie Flachs, Bohnen, Mohn usw. aufhalten. Dabei wird hier der Begriff Dämon in einem weiten Sinn verwendet, ohne an eine Abstufung wie höhere Mythologie bzw. niedere Mythologie zu denken. Hätte sich der Begriff „Korndämon“ nicht durch die mythologischen Werke Mannhardts im Deutschen etabliert, wäre die Bezeichnung „Korngeist“ eher angebracht.

Kornmann

Der Kornmann ist ein männlicher Korndämon und Kinderschreck der deutschen Sage, der sich im Feld und Acker aufhält.

Aussehen und Wesen

Aussehen

Der Kornmann trägt einen großen schwarzen Hut und einen gewaltig großen Stock. Er hat rote Augen und einen feurigen Mund. Der Kornmann wird auch hellweiß gedacht. Er hat ein schwarzes Gesicht, wird daher auch als schwarzer Mann bezeichnet.

Wesen

Der Kornmann wohnt in einer unterirdischen Höhle. Er umwandelt die Kornhaufen auf dem Feld. Wo er sich setzt, da liegt das Getreide zu allen vier Seiten geglättet. Der Kornmann lockt und neckt die Wanderer, führt auch solche, die ihm begegnen, durch die Luft hinweg, so wie es auch der wilde Jäger macht. Dazu passt, dass er als schwarzer Mann auch mit dem Wetter verbunden ist. Zieht bei der Ernte ein Gewitter auf, so kommt der schwarze Mann.

Kornmann als Kinderschreck

Der Kornmann fängt die Kinder und nimmt sie mit. Er steckt Kinder in seinen Sack und bringt sie in seine unterirdische Höhle. Manchmal nimmt der Kornmann die Kinder nur für begrenze Zeit mit, verschleppt sie etwa in den Wald und bringt sie nach Jahresfrist wieder zurück auf den Acker. Häufiger nimmt er sie dauerhaft mit.

Manchmal nimmt der Kornmann Kindern ihre Mützen weg. Er haut oder beutelt die Kinder auch. Es heißt vom ihm, dass er die Sommersprossen verursache.

Mancherorts übernimmt der Kornmann oftmals auch Kinderschreckfunktionen von verschiedenen Erscheinungen der Roggenmuhme oder der Kornhexe. So schlägt der Kornmann den Kindern den Kopf ab, erwürgt sie oder drückt sie an seiner eisernen Brust zu Tode. Er steckt Kinder ins Butterfass oder schlägt ihnen Zwecken in den Hosenboden. Auch blendet der Kornmann die Kinder oder schlägt sie mit Lahmheit. Der Roggenmuhme ähnelt der Kornmann auch dadurch, dass er mit Sicheln, Sensen oder Messern auftritt. Er schneidet den Kindern die Beine oder andere Körperteile ab. Manchmal schlachtet der Kornmann die Kinder sogar. Dazu passt, dass der Kornmann Kinder frisst oder ihnen ihr Blut aussaugt.

Teilweise nimmt der Kornmann auch die Natur eines Irrlichts an.

Roggenmuhme

Die Roggenmuhme ist ein weiblicher Korndämon und Kinderschreck der deutschen Sage, der sich im Feld und Acker aufhält.

Die Roggenmuhme geht im Feld auf und ab, ernährt sich vom Korn und reißt die unreifen Ähren aus. Wenn sie dem Bauer zürnt, so dorrt sie sein Feld aus und straft ihn auf diese Weise. Allgemein sorgt das Durchschreiten des Feldes durch die Roggenmuhme allerdings für Fruchtbarkeit. Bei der Ernte flieht sie in die letzte Garbe. Die Roggenmuhme erhält auch einen Anteil an der Ernte, der entweder stehen gelassen oder ins Feld geworfen wird. Diese Sitte soll die Roggenmuhme gnädig stimmen und ein fruchtbares nächstes Jahr herbeiführen.

Die Wohnung der Roggenmuhme wird unterirdisch gedacht, im „Wurzelreich“ oder in einer Höhle.

Die Roggenmuhme ähnelt Frau Holle und Perchta darin, dass sie die faulen Mägde straft, welche in den Zwölfnächten ihre Spinnrocken nicht abgesponnen haben. Daher heißt sie auch Rockenmör. Der Hauch der Roggenmuhme bringt Krankheit und Tod.

Aussehen

Die Roggenmuhme ist häufig ganz schwarz oder schneeweiß beschrieben, dazu von übermenschlicher Größe.

Die Arme der Roggenmuhme sind lang oder von Eisen. Ihre Finger sind feurig oder eisern. Es heißt auch, dass die Roggenmuhme Krallen an den Händen habe, welche ebenfalls aus Eisen sein können.

Die ungewöhnlich großen Brüste der Roggenmuhme sind so lang, dass sie sie über die Achseln schlagen kann. Sie hat viele Brüste. Diese können schwarz, eisern, hölzern oder silbern sein. Sie sind spitz und hart, haben glühende Eisenspitzen oder brennen. Die Brüste sind mit Teer, giftiger Milch oder Blut gefüllt. Wegen des prominenten Merkmals ihrer Brüste heißt die Roggenmuhme daher auch Zitenweib, Tittenwief, Tittenwiv oder Tittewîf.

Die Roggenmuhme wird als alte und runzlige Frau beschrieben. Sie hat stechende Grannen im Gesicht, hat eine krumme Nase und trägt eine Brille. Zum Teil wird sie sogar kopflos beschrieben.

Die Roggenmuhme soll auch ein eisernes Herz haben.

Außerdem kann sie ihre Gestalt verändern, etwa in eine Schildkröte, eine Schlange, einen Frosch, einen Wolf, eine schwarze Katze, ein gehörntes Tier oder einen Hund mit Decke.

Die Roggenmuhme ist häufig in Schwarz gekleidet, kann aber auch ganz in Grau gekleidet sein. Ihr Erscheinungsbild ist zerlumpt. Manchmal trägt die Roggenmuhme auch einen roten Rock oder sie trägt ein rotes Kleid und eine rote Mütze dazu. Sie besitzt einen blauen Mantel, trägt auch weite wehende Röcke. Oft trägt die Roggenmuhme ein weißes Kopftuch wie eine Schnitterin. Manchmal geht sie auf Krücken.

Quellen